Zomertentoonstelling 'A Soft Gentle Breeze'

Villa Les Zéphyrs

In 1922 ließen Doktor Muyshondt und seine Frau Lily Conard für sich und ihre drei Töchter eine Ferienvilla in Westende bauen. Sie tauften die Villa Les Zéphyrs.

Die jüngste Tochter Josette erzählt: ‘Wir hatten von der Villa aus Aussicht auf die Felder bis an den Grote Steenweg, der doch ungefähr einen Kilometer weiter landeinwärts lag. Der Strand war 250 Meter von unserem Garten entfernt.‘

‘Es gab sogar noch einen Rest eines Schützengrabens. Das war ein sehr idyllischer Ort, der von Wildblumen überwachsen war. Man hatte das Gefühl, in diesen schönen Wildblumen zu schwimmen”, erinnert sich Tochter Henriette.

Kuratorin Els Wuyts

Mit ‘A Soft Gentle Breeze’ bringt der Sommer 2021 eine frische Brise nach Westende. Nicht nur in der Villa Les Zéphyrs und in der Sint-Theresia-Kapelle, sondern auch in der nächsten Umgebung scheint der ehemalige Rosengarten aufzublühen. Draußen wird drinnen und das Drinnen gleicht dem Bühnenbild von dem, was sich draußen abspielt.  Die Nähe des verspielten Meers, ein bezaubernder Garten, ein Brunnen aus Eimern, Glasfenster und Spielzeug. Die Fahnen wehen, die Farben erstrahlen und die Blumen blühen wie eine zarte Brise in deinem Kopf.  Die Kunst weckt den Westwind auf, der Wind, der von Zephyros personifiziert wird, lässt die Natur zurücklächeln und atmen. Genau das, was wir brauchen.  

Wenn ‘der Tropfen’ das Fass zum Überlaufen bringt, dann ist es Zeit für einen Urlaub.  

Willkommen im Urlaub
Willkommen in der Villa Les Zéphyrs. 

Teilnehmende Künstle

Im weißen, straßenseitig gelegenen Ausstellungsraum scheint eine farbenprächtige Lebendigkeit aus den Bildern von Rebekka Sarah Löffler und Benjamin Moravec und aus der Skulptur von Robin Vermeersch heraus zu leuchten.

Rebekka Sarah Löffler (°1985) wuchs in Freiburg im Breisgau, in der Nähe des Schwarzwalds, auf und wohnt inzwischen in Köln, Deutschland. In „Wehleiden und Liebesreigen” lässt sie Traurigkeit mit zarter Liebe verschmelzen. Frische blaue und grüne Streifen in Öl und Acryl wechseln einander mit weißen und roten Tönen ab, ganz so, als wäre ihr Garten durcheinandergeschüttelt worden.

Die grünfarbige Skulptur „Daisy” von Robin Vermeersch könnte eine Pflanze, ein Baum oder ein Kaktus sein, und doch handelt es sich hier in der Mitte des Raums um eine auf einem Metallfuß ruhende Skulptur aus Polyester, die man streicheln kann.  In der Villa Les Zéphyrs, im ersten Stock, im Wintergarten und in der Sint-Theresia-Kapelle, stehen noch andere Werke des Künstlers, die oft organische Strukturen mit neuen Biotopen verbinden. 

Beim Betrachten des Bildes „Ohne Titel”’ von Benjamin Moravec spürt man die Kraft und die Bedeutung der Malerei.  Er verwendet die Bild-in Bild-Technik. Die Blumenvase gleicht einer Abbildung, die in einem gemalten Bild von Flächen und Farben platziert worden ist.

Kato Six zeigt das Bild einer gefalteten Landschaft, die an einem Tau hängt, oder achtlos über eine ovale, pastellfarbene Struktur gehängt wurde. Man könnte dies als dreidimensionale Version des kunsthistorischen Genres bezeichnen, bei der die natürliche Umgebung das wichtigste Thema ist.  “The Great Outdoors” zieht bei uns das Innerste nach außen, nach dem Hier und Jetzt.  

Auch auf den Bildern von Klaus Verscheure kommen keinen Menschen vor. Man sieht bunte Blumen mit weißen, roten, violetten und manchmal gelben Tönen auf der Leinwand, auf der die Farbe zwischen den grünen Blättern noch zu trocknen scheint. Die Tropfen fließen sanft nach unten und scheinen etwas Unheilverheißendes anzukündigen. Der Titel „Memento Mori’ verweist nach den Blumensträußen aus Plastik, die Angehörige als Andenken am Ort eines tragischen Unfalls niederlegen.

Das Schwarz-Weiß-Foto von Dieter Daemen bringt uns in die Stille und in die Ruhe. Der Gartenzaun trägt eine Spur von Menschlichkeit, zeigt die Grenze des Gartens, eines Spielplatzes einer Schule an oder den Weg zu einem Schloss. Er zeigt auf ästhetische Art und Weise, wie der Mensch versucht, die Natur zu beherrschen, um mit Hecken und Sträuchern, mit Zäunen und Toren die Anwesenheit von Außenstehenden abzuwehren oder zu kontrollieren.  

Beim Werk von Marcel Berlanger schaukelt man zwischen Hyperrealismus und Abstraktion, zwischen Fotografie und Malerei hin und her.  Der Künstler spielt mit vielen attraktiven und erkennbaren Motiven, wie Pflanzen, Blumen, Bäume, Landschaften, Tiere und Porträts, von denen er verschiedene Versionen und Varianten festlegt. Die Muster besitzen oft eine emotionale und befremdende Ladung und lösen manchmal Verwirrung aus.

Der luxuriöse Kamin mit den grünen Kacheln und das eingebaute Möbelstück ziehen Aufmerksamkeit auf sich und harmonieren auf schöne Weise mit dem Modell des Werks von Zeli Bauwens, das hier hinter dem Vorhang in voller Pracht der Luft draußen widersteht.

Im Wohnzimmer laden die Stühle zum Platznehmen ein. Zu sehen ist die Videoarbeit von Oliver Laric, einem der Künstler, der zur diesjährigen Freilichtausstellung Beaufort eingeladen wurde.  Mit den Fragen, ‚wie hat der Mensch die Küste verändert?’, und ‚wie hat die Küste den Menschen verändert?‘ geht er auf mögliche Transformationsprozesse ein. 

Das Nest mit dem gläsernen Ei und den Hühnerbeinen ist eines der Werke Koen Vanmechelen. Es handelt sich wörtlich um ein ‘Gemenge des Lebens‘, um ein alles umfassendes Kunstprojekt, um ein Laboratorium für philosophische und wissenschaftliche Entwicklungen. Das Kunstwerk hier hat einen Titel, der darüber hinaus verschiedene Elemente der Ausstellung zusammenballt.  “Carried by Generations”.

Das traditionelle Kruzifix an der Wand wurde allerdings von seinem Sockel geholt. Es liegt hier in einer gekrümmten Haltung im ehemaligen Wohnzimmer.  Wim Delvoye liebt es nämlich, mit Humor, Konfrontation und Provokation bestimmte Selbstverständlichkeiten zur Sprache zu bringen.  

Im Keller der Villa ist die Küche der Rahmen für eine kleine Version eines “Memento Mori” von Klaus Verscheure, aber es ist vor allem “The Accident”, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das ausgestopfte Huhn von Koen Vanmechelen steht da in stolzer Haltung, mit geschwellter Brust, es scheint keine Angst vor dem gläsernen Schwert zu haben, das es spaltet.  

Die Wände des kleinen Zimmers rechts von der Treppe bringen eine Zusammenschau verschiedener Arbeiten von Evelien Gysen. Ihre Faszination für das Schemenhafte, für die Mysterien der Natur oder des Weltalls, für allerlei Phänomene, die unlogisch erscheinen und schwer zu begreifen sind, führt sie zu verschiedenen Materialien, Fotos, Mixed Media und zur Grafik.  

Robin Vermeersch arbeitet mit verschiedenen Materialien und geht in seinen Arbeiten oft von organischen Elementen aus, die er zu neuen, amorphen und abstrahierten Skulpturen verarbeitet.  In dem hier oben präsentierten „Bonsaitopf” und in „Die Möglichkeit einer Insel” ist die Keramik das Basismaterial für sein bildhauerisches Universum.  

Benjamin Moravec hat hier ein entspanntes und eingerahmtes Bild auf einer Staffelei aus Holz aufgestellt, das sich in seiner natürlichen Umgebung zu befinden scheint.  

Der Wandschirm von Laure Forêt bietet wieder eine andere Sicht auf die architektonische Umgebung und einen anderen Einblick in die eigene Anwesenheit.  Der „Paravent” ist eine Arbeit in farbigem Glas, die gleichzeitig verhüllend und durchsichtig ist.  

Und während zwei Chamäleons von Koen Vanmechelen im weichen Kolorit der Umgebung für alle Zeiten ineinander verschlungen sind, zeigt uns Joke Raes ein künstlerisches Projekt für die Zukunft.  Die „Ode an die Phantasie” ist eine erste, kleine Version eines Brunnens, der möglicherweise einmal größer auf einem öffentlichen Platz stehen könnte, in dem man seine Hände waschen oder seinen Durst löschen könnte.  

Im dritten Zimmer im ersten Stock hört man ab und zu eine Stimme aus dem Video “A narrow stream gushed from the forest, it was red”. Sie ist eine Einladung, um sich im Foto- und Videowerk von Veronika Pot zwischen Wirklichkeit und Einbildung, zwischen Idylle und Bedrohung zu bewegen. 

Hinter der Villa

Hinter der Villa stand kein Gebäude wie heute. Es gab dort einen wunderbaren Rosengarten. Josette erklärt, wie stolz ihr Vater auf den Garten war, den er selbst entworfen und angelegt hat.  

‚Es gab einen kleinen Teich, eine Pergola und eine Kolonnade mit runden Säulen und einem runden Fronton. Alles war mit Liguster bewachsen. Es gab auch noch ein kleines Gartenhäuschen, ungefähr zwei Meter groß und mit einem halben Meter Durchmesser. Auch wenn es sehr windig war, konnten wir dort sitzen und Kaffee trinken. Der Garten muss ungefähr 12 Ar groß gewesen sein. Links neben dem Haus waren es vier Meter und entlang der Garage waren es noch einmal drei Meter.  Es gab eine Rasenfläche, eigentlich eine naturbelassene Wiese, die höchsten ein- oder zweimal im Jahr gemäht wurde.

Auf der Vorderseite war ein kleiner Rasen, aber hinter dem Haus gab es eine richtige Wiese. Im Rasen gab es Rosenbeete mit Büschelrosen, die während der gesamten Saison blühten.‘

Entlang des Giebels scheint der Druck von Klaus Verscheure den ehemaligen Rosengarten in Erinnerung zu rufen, trägt die taktile Skulptur von Robin Vermeersch einen neuen Strauch und wurden mehrere Flaggen speziell für die Ausstellung hergestellt.  Laure Forêt, Veronika Pot, Evelien Gysen en Benjamin Moravec zeigen im Außenbereich kleine Fragmente dessen, was man im Gebäude zu sehen bekommt, oder etwa nicht? Im Wintergarten vor dem Tor der Garage sehen wir einen undurchdringbaren kleinen Wald aus hängenden Skulpturen von Robin Vermeersch, der im Dunklen spielerisch aufleuchtet.

Sint-Theresia-Kapelle

Beim Eingang der Sint-Theresia-Kapelle auf der anderen Seite der Straße hat Inge De Zutter die Technik des Klöppelns riesengroß verarbeitet. Die bewegliche Installation besteht aus wiederverwerteten Fäden in den natürlichen Tönen beige, ecru und schwarz.  Mit diesem textilen Gewebe dreht sie die Rollen um, bringt nach Außen, was meistens im Innenraum gemacht wird.  

Im Innenraum der Kapelle wird man von der farbenfrohen Installation von Tom Bogaert überwältigt.  Dieser “Brunnen” scheint vor allem fröhlich und lustig, aber er kann auch ein paar Fragen stellen: Die großflächige Installation besteht aus leeren aufblasbaren Gegenständen.  Es sind nicht nur neue, aus der Verpackung zusammengefaltete Objekte, die nach neuem Plastik riechen, sondern auch undichte, bereits verwendete Luftmatratzen, Gummiboote, Strandbälle und Armbänder, die aus Gartenhäusern, Kellern und Dachböden gerettet worden sind.  Nach dem erfolgreichen Aufruf an die Gemeinde vor Ort, um aufblasbare Gegenstände für dieses Projekt zur Verfügung zu stellen, wurden mehr als 500 Stücke in allen Formen und Farben eingesammelt. Eine Erinnerung an die vielen Sommer am Meer aus unseren Kindertagen? Oder an die große Aufräumwut während der Lockdowns und den Pandemie-Wellen? Oder an all das Plastik, das Fauna, Flora und die Ozeane bedroht? Oder an den Sauerstoff, den wir heute mehr denn je brauchen?

Die Kirchenmöbel links und rechts dienen dieses Mal als Orte zum Schreiben, wo man sich an dem herzlichen Aufruf von Koen Vanmechelen zum Mitschreiben beteiligen kann. Mit „Love Letters”, will er eine handgeschriebene Ausgabe des Buches Genesis zusammenstellen. Es wird ein einzigartiger Code von Briefen und Ziffern, die zusammen die DNA der 20. Generation Cosmopolitan Chicken bilden. Schreiben Sie mit?

Praktische Informationen

5/06/21 – 3/10/2021

Die Adresse der Sommerausstellung #VillaLesZéphyrs A Soft Gentle Breeze: Villa Les Zéphyrs, Henri Jasparlaan 173, 8434 Westende,

Im Garten rund um das Haus, auf dem Portiekenplein und in der Sint Theresia-Kapelle, auf der Leopoldlaan (genau gegenüber der Straßenbahnhaltestelle und der Villa).  

Öffnungszeiten

Juni und September: 
Montag bis Samstag: 9 Uhr 30 – 12 Uhr 30 und 13 Uhr 30 – 17 Uhr
Sonn- und Feiertage: 9 Uhr 30 – 12 Uhr 30

Juli und August:
Täglich: 9 Uhr 30 – 12 Uhr 30 und 13 Uhr 30 – 18 Uhr

Sie reservieren telefonisch einen Zeitraum für Ihren Besuch (in Ihrer Bubbel). Tel. 059 31 91 28.
Die Villa steht Ihnen dann 45 Minuten lang exklusiv zur Verfügung. Sie genießen die gezeigten Arbeiten in aller Ruhe.